Der Raks al Sharki oder Raps sharqi
Im Unterschied zum Raqs Baladi kennt der Orient auch noch den Raps sharqi, der am meisten veränderte Tanz des Orients.
Ursprünglich war es der Tanz der feinen Leute, eben graziler, mehr auf den Zehenspitzen und der Raqs Baladi erdiger auf der ganzen Sohle.
Der Raps Sharqi wird auch der Tanz des Ostens genannt. Im Raps sharqi kommen neben westlichen Einflüssen auch die älteren Einflüsse aus dem asiatischen Raum zum Tragen. Es werden verstärkt Kopf und Oberkörper in den Tanz einbezogen und man bildet damit ein graziöseres Gesamtbild des Tanzes. Im Gegensatz zum Baladi wird der Raps sharqi vermehrt auf den Fußballen getanzt. Im Raps sharqi sind die Bewegungen etwas vielfältiger angelegt und das Gesamtniveau ist höher.
Der Raqs Sharki ist sozusagen der klassische Bauchtanz vor allem auf der Bühne.
Zur Bekleidung sei nur gesagt, es ist alles erlaubt und möglich. Frauen Einteiler, BH und Rock, Cabarettkostüm oder moderne Kleidung (heute leider immer öffter Jeanes und Top).
Für Männer nicht so variantenreich, aber wieder sehr frei zur Gestaltung je nach Temprament.
Der Raps Baladi
Der Baladi, der Tanz, der als bodenständiger, erdiger Tanz mit beiden Füßen auf dem Boden getanzt wird. Der Eindruck der Musik und auch der getanzten Bewegungen ist eher beruhigend.
Die Bewegungen spielen sich ruhig und wellenartig vorwiegend aus der Hüfte ab. Auch die Arme werden ruhig und besonnen eingesetzt. Es ist der Tanz des Volkes bei Familien oder Straßenfesten. Diesen Tanz tanzen die einfachen Frauen und Kinder zu den verschiedensten Gelegenheiten.
Der Raps Baladi enthält vom Grund her die gleichen Bewegungen wie der Raps Sharqi, indem alles etwas verfeinert ist. Im Raps Baladi drücken die Araber/innen ihre Lebensfreude oder auch einmal den Schmerz des Lebens aus.
Mit dem Raqs Sharki gehört er zu den Grundlagen des Bauchtanzes.
Vom Kostüm her sollte der Balady für Frauen eine "Galabeya" (ägyptisches Kleid), wenn geht gestreift, sein und für Männer den obligatorischen Kaftan, allerdings auch heller als beim Saidi.
Raqs Sharqi Lubnani - Libanesischer Tanzstil
Der Raqs Sharqi Lubinani unterscheidet sich vom Ägyptischen Raqs Sharqi im wesentlichen durch die etwas geringere Isolation sowohl der Hüftbewegungen zum Oberkörper wie auch durch die Hand- und Armbewegungen, die so angelegt werden, das die Tänzer/innen die Hüftbewegungen mit den Armen oder Händen begleiten bzw. führen.
Die Hüftbewegungen zu schnelleren Rhythmen werden mehr als Twist getanzt und weniger als Hip Drop oder Hip Lift.
Die Entwicklung liegt in einer Zeit, in der sich der Pop im arabischen Tanz entwickelt hat. Daher sind viele Elemente des Raqs Sharqi Lubnani auch im beispielsweise ägyptischen Pop zu finden.
Die Libanesinnen tanzen zudem sehr gerne und viel Trommelsolo. Ebenso hat der Raqs Sharqi Lubnani viele Drehungen, die raumgreifend getanzt werden. Dazu kommt sehr oft drehen des Kopfes oder Kombinationen aus Drehungen um die Achse mit drehen des Kopfes. (sollte man nur probieren, wenn mann sicher Drehen kann und nicht leicht schwindlig wird und wenn, dann nur sehr langsam anfangen)
Eine weitere Besonderheit sind die Schuhe, Libanesinnen tanzen mit hohen Absätzen.
Türkischer Tanzstil
Der Türkische Tanzstil wird als Besonderheit wesentlich von den 9/8 Rhythmen des Karshliamar, Romany, und Mastika beeinflusst. Das 9. Achtel wird mit einer Verzögerung auf „4“ getanzt und bewirkt ein eigenes Zählschema 1, 3, 5,[eigentlich statt 1, 2, 3, ] 78 [statt "und", 4] sowie (9 [statt "und" nach 4] vor "1").
Die Hand- und Armbewegungen entsprechen häufig Alltagsarbeiten (kaffeemalen, wäscheschrubben ...) und die Tanzabfolge beinhaltet mehr Sprünge und Bewegungen des Oberkörpers.
Ein deutliches Merkmal des Türkischen Stils sind die "Hüpfer" oder Sprünge, die in den Kombinationen eingebaut sind. Meist mit einem Schritt vor, einem Hüpfer und zwei Schritten zurück (oder etwas seitlich) kombiniert.
Diese Sprünge sind ein wesentlicher Bestandteil der regionalen Folklore, bei der man auffallend viele Schritte gehüpft tanzt.
Ebenfalls häufig zu sehen sind in der Türkei Drehungen um die Achse mit einem Arm über dem Kopf.
Ein spezieller Schritt aus der Türkei ist ein Schritt vor, mit dem anderen Fuß ebenfalls vor den ersten Fuß. Nun wieder mit dem ersten Fuß zurück und zuletzt mit dem zweiten Fuß zurück. Dieser Schritt wird häufig als Bag Stepp bezeichnet.
Alle Regionen in Arabien haben natürlich auch eigene Stilrichtungen, aber die oben genannten sind die führenden Richtungen.
Folklore
Der Begriff Folklore ist sehr umfangreich und bezeichnet die Volkstänze, Volkstrachten sowie die Traditionen eines Volkes. Die Wurzeln stammen jeweils aus bestimmten Regionen eines Landes. Somit hat jedes Land seine eigene Folklore.
Einige Folkloretänze finden wir mehr oder weniger deutlich im Bauchtanz unserer Breiten (eigentlich dem Orientalischen Tanz) wieder. Die Folkloretänze sind sozusagen die Wurzel dessen, was sich, nicht nur in Arabien später als „Bauchtanz" auch für den „Westen“ entwickelt hat.
Weil die Folklore in Ägypten anders ist als die in der Türkei oder die Entwicklung im Libanon, in Marokko, Tunesien, oder den Arabischen Staaten ist auch der ägyptische Bauchtanz anders als der türkische oder der Libanesiche, Marokkanische, Tunesische und so weiter. Damit ist es auch sinnvoll, wenn sich jede/r Tänzer/in auf ein bis zwei Folklore-Richtungen spezialisieren.
Das Schöne an der echten Folklore ist, dass es den Bauchtanz ungemein vielfältig und spannend macht. Vor allem, wenn man sich mit den Wurzeln eines bestimmten Tanzes und seiner Weiterentwicklung beschäftigen kann. Daraus entstehen spanne und kreativ Tanzideen zu modernen Musikstücken.
Als Lehrerinnen habe ich in Europa für die reine Technik immer Europäerinnen gehabt, für Ägyptische Folklore sollte man allerding später einmal eine/n ägyptische/n Lehrer/in wählen um die Autentischen Feinheiten zu erfahren, die wir Europäer nicht wirklich wahrnehmen.
Khaleggy
Khaleggy bedeutet auf deutsch "vom Golf kommend".
Es handelt sich also um Folklore-Tänze aus der Region rund um den Golf von Arabien, der Region Saudi-Arabien (weshalb der Khaleggy auch den Beinamen "Saudi" hat). In Kuweit, Süd-Irak, Oman, VAE wird diese Folkloreform ebenfalls getanzt.
In jedem dieser Länder wird er ein wenig anders getanzt, die bekannteste Tanzform ist die, bei der die Haare mit Kopfdrehen geworfen werden und das möglichst weite. Die Kostüme sind reich bestickte und glitzernde Kleider im Stil eines Kaftan.
Der Khaleggy ist ein Gruppentanz mit viel Freude und Kommunikation zwischen den Tänzerinnen. In den Ursprungsländern wird eher langsamer als in Europa getanzt, was auch an den unterschiedlichen Temperaturen (oft über 45 Grad ohne Schatten) liegen kann.
Der Zaffa
ist der Tanz mit dem der Hochzeitszug die Braut von Zuhaus abgeholt. Mit dem Zaffa wird sie zur Hochzeit und zu ihrem neuen Zuhause geleitet.
Elzaffa ist gleichzeitig der Name des Rhythmus, der bei diesen Liedern oft verwendet wird.
Zu einer ägyptischen Hochzeit gehört traditionell eine Tänzerin mit einem Chamadan.
Ghawazee
Auch heute noch wird auf dem Land eine Tänzerin, speziell wenn sie für Geld auftritt, als Ghazia (Kurzform von Ghawazee) bezeichnet. Es könnte vergleichbar sein mit unserem Wort "Zigeuner", wir sagen mit Zigeuner nicht „GAUNER“ aber auch nicht „EHRENWERT“. Wir drücken aus, es ist jemand, dem man nicht uneingeschränkt vertrauen wird.
Die Ghazia waren Zigeunerinnen, die für ihren Lebensunterhalt für reichere Menschen getanzt haben. Dies kam auf den Bauernhöfen zu Hochzeiten vor.
Allerdings hat das Wort auch den Charakter des Schimpfwortes, es steht auch für Prostituierte. Im Orient kommt die Verbindung von Prostituierter und Tänzerin immer wieder durch, auch wenn zwei grundlegende Begriffe gemeint sind.
Die Ghawazee werden auch als NAWAR bezeichnet.
Früher (vor der Blüte des Bauchtanzes im Westen) sind die Ghawazee-Tänzerinnen unter freiem Himmel aufgetreten. Im Gegensatz zu den Awalim (Tänzerinnen aus besserem Haus oder besserer Gesellschaftsschicht), die im Haus auftraten.
Das Zimben gehört zum Ghawazeestil genauso wie schnelle nach außen geschwungene 3/4 Shimmy´s.
Im Gegensatz zu ihrem Ruf trugen die Ghawazee lange Hosen, darüber meist eine Bluse oder einen Mantel (Kaftan) und eine Kopfbedeckung.
Erst im 20. Jahrhundert rutschte der Rocksaum in den 80-ern bis zum Knie hoch.